Pilz ist nicht Pilz !
Die Stelle verrät die Redaktion NICHT !
Auch Pilze sammeln will gelernt sein
Beraterin Katrin Redl hilft bei Zweifelsfällen
von Bettina Spiekert
Chemnitzer Umland/Limbach-Oberfrohna/OT. Pleißa. Wer sich derzeit in den Wäldern des Chemnitzer Umlandes auf Pilzepirsch begibt, dürfte fündig werden. „Die Pilzsaison hat schon lange begonnen. Doch passionierte Sammler finden fast das ganze Jahr über etwas", weiß Katrin Redl aus Pleißa. Die gebürtige Mittweidaerin muss es wissen, schließlich ist sie eine von fünf Pilzberatern im Chemnitzer Umland. Seit 14 Jahren hat die 4 2-Jährige ihre „Lizenz" als Pilzberaterin, doch das Sammeln von allem, was die Natur so hergibt, begeisterte sie schon als kleines Mädchen. „Einen Pilz zu finden ist bei Kindern ja ein richtiger Höhepunkt", weiß sie. Inzwischen geht sie, so oft es die Freizeit hergibt.
Doch auch Pilze sammeln will gelernt sein. „Eigentlich sollte man nur bei genauem Hinsehen bemerken, dass schon ein Sammler vor einem da war. Doch viele Leute werfen ihnen unbekannte Pilze einfach um, spielen mit den Kappen quasi Fußball. Noch schlimmer ist es, wenn Sammler einen ganzen Korb im Wald ausleeren, weil sie sich plötzlich nicht mehr sicher sind, ob
der Pilz essbar ist", erzählt sie. Auch Pilzjäger, die mit Plastetüten unterwegs sind, lösen bei Katrin Redl nur ein Kopfschütteln aus. „Pilze sollten grundsätzlich im Korb, oder wenn es nicht anders geht, im Stoffbeutel, gesammelt werden. Ein Pilz braucht Luft, sonst zersetzt er sich," rät die Expertin. Wer ein Exemplar findet, das er nicht einordnen kann, sollte es entweder stehen lassen oder vollständig ausgraben und einem Pilzberater vorlegen. „Nur mit dem Stiel oder der Kappe kann ich in schwierigen Fällen nichts anfangen", weist sie hin.
Bei ihr und ihren Kollegen ist guter Rat nicht teuer und kann im schlimmsten Fall Leben retten. „In jüngster Zeit findet man immer mehr Pantherpilze bei uns. Und die sehen dem Perlpilz recht ähnlich", so die Pleißaerin. Auch warnt sie vor alten Pilzbüchern, die noch viele Arten als essbar einstufen, von denen man aber heute um ihre Giftigkeit weiß. „Vor allem ältere Leute lassen sich von den neuen Erkenntnissen schwer überzeugen und essen weiter Kahle Kremplinge, dessen Pilzantigen im Blut eine Antikörperbildung auslöst. Mehrmaliger Verzehr kann dabei tödlich enden", erklärt die Pilzexpertin.
Damit auch sie und ihre Kollegen auf dem neuesten Stand bleiben, gibt es einmal im Jahr eine Weiterbildung. „Neuerdings versuchen wir uns an der Pilzbestimmung aus Resten oder Schälern", sagt sie lächelnd. Denn im Notfall sind meist nur noch die vorhanden. Und dann kommen auch die zahlreichen Pilzbücher und Lexika zum Einsatz, die den halben Bücherschrank im Wohnzimmer einnehmen. Weit seltener nutzt Katrin Redl ihr Mikroskop, um ein Exemplar genau unter die Lupe zu nehmen. „Wie viele Pilzarten es in unserer gibt, kann man unmöglich sagen. Es werden ja immer wieder Sorten entdeckt, die hier ursprünglich nicht heimisch sind", erklärt sie. Wer sich aber anstrengt und ein bisschen was über Pilze weiß, könnte durchaus 250 Arten entdecken. „Aber eigentlich reicht doch ein Korb voll Pilze für eine leckere Mahlzeit", sagt sie.
Pilzberater im Umland von Chemnitz
Frank Dämmrich, Ingelheimer Straße 3 in Limbach-Oberfrohna, Telefon: 03722 95752; Wolfgang Friese, Bergstraße 2 in Lichtenau, Telefon: 037208 3310; Peter Lippmann, Kurt-Mauersberger-Straße 4 in Burgstädt, Telefon: 03724 83958;
Katrin Redl, Rotdornstraße 44 in Limbach-Oberfrohna/OT.Pleißa, Telefon: 03722 409888; Eise Sonntag, Einsiedler Straße 11 in Eibenberg, Telefon: 037209 2027.

Ideen in der Küche gefragt
Edle Exemplare weniger würzen
Limbach Oberfrohna/OT. Pleißa.
„Pilze immer nur zu braten, wird irgendwann langweilig. Zumal nicht jede Art dafür geeignet ist", sagt Pilzberaterin Katrin Redl. Darum probiert sie gern Neues aus, wenn sie mit einem Korb voller Pilze aus dem Wald zurück gekehrt ist.
„Eine richtige Mahlzeit sind panierte Pilze. Dafür eignen sich sehr gut Parasolpilze, die ich in Ei und Semmelbröseln paniere und anschließend in Butterschmalz brate", erklärt die Pleißaerin. Kleine, so genannte Babypilze werden bei ihr zum Pilzsalat, und aus Stockschwämmchen macht Katrin Redl gerne eine deftige Pilzsuppe. Grundsätzlich richte sich die Zubereitungsart nach der Pilzart. „Je edler ein Exemplar, umso weniger muss man würzen. Salz und Pfeffer reichen schon aus", sagt sie. (bsp)
Rezept für Pilzsuppe
Zutaten
500 ml Brühe, 500 g Pilze, frisch, l Zwiebel, Petersilie, 2 EL Mehl, 2 Eigelb, 250 ml Sahne, Salz und Pfeffer, Butter.
Zubereitung
Klein gehackte Zwiebel und die gereinigten und geschnittenen Pilzen in Butter andunsten. Brühe aufgießen, bei schwacher Hitze etwa 15 Minuten köcheln lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Eigelbe mit Sahne verquirlen, unterziehen. Zum Schluss Petersilie über die Suppe streuen.


Quelle : „Freie Presse" vom 19. Juli 2005
Pilzberaterin Katrin Redl
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