"Ich habe viele Wunder erlebt"

Pleißaer Pfarrer Wolfgang Bilz geht in den Ruhestand

VON ERIKA HÖSSLER

Limbach-Oberfrohna/OT. Pleißa. Nach fast 30 Jahren Amtszeit in Pleißa geht Pfarrer Wolfgang Bilz am1. Mai in den wohlverdienten Ruhestand. Am 13. April vollendete er sein 65. Lebensjahr. Seit Mitte 1971 lebt er nicht nur in, sondern mit der Pleißaer Kirchgemeinde. Besonders in der Anfangszeit empfand er es als Herausforderung, sich dem Gemeindeaufbau mit ganzer Kraft zu widmen.
Als er seinerzeit sein Amt antrat, war es zunächst notwendig, das Pleißaer Kirchengebäude zu sanieren. Diese Aufgabe übernahm eine Baubrigade, die auf Initiative von Pfarrer Bilz gebildet und auch an mehreren anderen Gotteshäusern
in ganz Sachsen tätig wurde. Er engagierte sich nicht nur für die Umgestaltung des Friedhofs und den Neubau einer Feierhalle, sondern auch für die Wiederherstellung des aus dem Jahr 1616 stammenden ,Pfarrhauses, des ältesten Gebäudes im Ort. Dass die umfangreichen Erneuerungsarbeiten ohne Aufnahme von Krediten durchgeführt werden konnten, freut ihn sehr.
Gern
berichtet er von der Zusammenarbeit mit seiner Gemeinde und lobt deren Bereitschaft zu helfen. Zum Beispiel erbrachte die bisher größte Kollekte 1993 zum Erntedankgottesdienst 10722 Mark. "Bei der Organisation der Bau- und Friedhofsangelegenheiten sowie der ABM- und Zivi-Betreuung hat meine Frau viel geleistet", so der Pfarrer. "Ohne sie hätte ich mich meiner geistlichen Arbeit nicht so intensiv widmen können." Das Ehepaar Bilz, das dieses Jahr den 40. Hochzeitstag feiert, hat vier Söhne, die ebenfalls Pfarrer sind, und 13 Enkelkinder.
Mit besonderer Sorgfalt kümmerte sich Bilz stets um die Seelen der Menschen seiner Gemeinde, und immer galt seine Aufmerksamkeit auch
der Arbeit mit der Jugend, zunächst als Jugendpfarrer, später in der Kirchenwochenarbeit. Während seiner Amtsjahre unternahm er etwa 35 Rüstzeiten mit Konfirmanden. Viel Freude hat ihm bis
1999 alljährlich das Einstudieren des Krippenspiels gemacht, und bis voriges Jahr leitete er Posaunenchor. -"Ich bin zufrieden mit dem, was ich hier erreicht habe", sagt er. Aber eines möchte er doch sehr gern noch organisieren, und zwar die Wiederherstellung des alten Kirchschulgebäudes, das der Kirchgemeinde gehört. Sein Anliegen ist es, dass dieses denkmalgeschützte Haus nicht weiter verfällt.
Pfarrer Ulrich Naumann aus Limbach übernimmt nun in Pleißa die Generalvertretung und die Pfarramtsverwaltung. Aber bestimmt wird Pfarrer Bilz seiner Gemeinde noch helfen, wenn sie ihn braucht, obwohl seine Gesundheit angeschlagen ist und er 2000
zwei Operationen überstehen musste. Pleißa, das Dorf, in dem er sich sofort heimisch fühlte, ist ihm ans Herz gewachsen.
Neben den Aufgaben in seiner Kirchgemeinde beteiligte sich Bilz auch mindestens einmal im Jahr an einer Evangelisation in verschiedenen Bundesländern. Dadurch lernten ihn viele Menschen kennen - sie suchen auch heute noch das Gespräch mit ihm und nehmen so seine Seelsorge in Anspruch. Gebetsreisen führten ihn zum Beispiel nach Auschwitz sowie nach Schweden und Israel.
Bilz sieht sich als Charismatiker als einen Menschen, der eine besondere Gabe hat, Glauben an andere weiterzugeben und auch Gebet und Bibel auszulegen. Sein geistiger Lehrer war Pfarrer Gerhard Küttner aus Bräunsdorf. Durch ihn ist er seit etwa 40 Jahren im Volksmissionskreis Sachsen verwurzelt-"Ich habe in meinem Leben viele Wunder erlebt", stellt Bilz fest. "Sie gehören bei mir zum Alltag." - Wolfgang Bilz stammt aus einfachen bäuerlichen Verhältnissen und wuchs in Mildenau auf. Da er als Kind stets über seinen Büchern hockte, anstatt Holz zu hacken, meinte seine Großmutter oft: „Aus dan Gung werd nischt." Sie sollte nicht Recht behalten. "Ich denke schon, dass etwas aus mir geworden ist", sagt der Pfarrer schmunzelnd.

Aus : „Freie Presse" vom 28. April 2001

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