„Jakobi-Mosaik" für den Kirchen-Fußboden

Pleißaer Künstler zeigt Gestaltungsvorschlag -
Porphyrtuff-Steine stammen aus Abrisshäusern und aus archäologischen Grabungen

von Udo Lindner
Von außen ist die Jakobikirche im Stadtzentrum (Chemnitz) schon wieder ein Schmuckstück. Im Inneren allerdings bietet sie noch immer einen trostlosen Anblick, der schmerzlich bewusst macht, dass die 750 Jahre alte Stadt- und Marktkirche
in der Bombennacht zum 5. März 1945 schwer getroffen wurde.
Im August soll die mindestens 1,5 Millionen Euro teure Sanierung der Jakobikirche beginnen. In welchem Glanz die gotische Hallenkirche künftig wieder erstrahlen könnte, davon können Besucher seit dieser Woche bereits einen ersten Eindruck gewinnen. Der Pleißaer Künstler Reinhard Peter Kilies hat mit Porphyrplatten ein „Jakobi-Mosaik" entworfen. Nach diesem Muster, so sein Vorschlag, könnte der Fußboden der Jakobikirche gestaltet werden. Dabei handelt es sich um ganz besondere, historisch wertvolle Steine, wie Kilies erzählt: Das Material stammt zum Teil aus alten Chemnitzer Abrisshäusern und war dort in Fundamenten sowie in Sockeln und Tor-, Tür- oder Fensterwänden verbaut. „Auch aus der direkt neben der Kirche ausgehobenen Baugrube für die heutige Mittelstandsmeile konnten wir historische Quader, darunter Steine der ehemaligen Chemnitzer Stadtmauer, vor der Bauschutthalde retten. Wo, wenn nicht in dieser Kirche, könnte der bisher viel zu wenig beachtete Chemnitzer Stein, der Stein, auf dem die Stadt steht und aus dem sie errichtet wurde, eine würdigere Verwendung finden", meint Reinhard Peter Kilies.
Der Porphyrtuff prägte fast 1000 Jahre das Bauen in der Chemnitzer Region.
Das Benediktinerkloster auf dem Schlossberg, die Jakobikirche, der „Rote Turm", das Lukreziaportal des Alten Chemnitzer Rathauses sowie zahlreiche Kirchen im Erzgebirge wurden aus diesem Stein errichtet. Vermutlich bestand auch der erste Fußboden der vor mehr als
800 Jahren errichteten Jakobikirche aus diesem Material, das seinerzeit in der Nähe der Kirche abgebaut wurde. „Seit Jahrzehnten wird der Porphyrtuff nicht mehr abgebaut. Er hielt der Beton-Konkurrenz nicht stand", erzählt Reinhard Peter Kilies.
Vor rund 100 Jahren arbeiteten in den Steinbrüchen von Hilbersdorf bis zu 1500 Arbeiter. Immer neue Steinschichten in unterschiedlichsten Farben und Mustern wurden abgebaut. So kann man noch heute an vielen Häusern der Stadt sehen, wann sie gebaut wurden.

Quelle: „Freie Presse" vom 26. Mai 2004
 
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Pleißa wie es ist
Steiniger Weg führt nach Dresden
Reinhard P. Kilies aus Pleißa gestaltet Ausstellung in der Trinitatiskirche - Am Sonntag Tag der offenen Tür
von heike hubricht
Limbach-Oberfrohna/OT. Pleißa.
Wenn Reinhard F. Kilies nach Dresden fährt, nimmt er ein Fernglas mit. Dann nutzt er jede freie Minute, um die Frauenkirche genauestens zu inspizieren: Gesimse, Fenster und Kapitelle. „Ich gucke immer, wo meine Steine herkommen", sagt der 58-jährige. Hintergrund: Kilies hat aus originalen Steinen der Kirche, die beim Wiederaufbau des Dresdner Gotteshauses nicht verwendet worden sind, Kunstwerke geschaffen. Diese sind eigenwillig und originell zugleich. Und: Jede Arbeit ist ein Stück Erinnerung an die Frauenkirche. Am 24. Oktober eröffnet Reinhard P. Kilies seine Ausstellung „Steine der Frauenkirche zu Dresden" in der Trinitatiskirchruine der Landeshauptstadt.
Arbeiten hängen unter freiem Himmel
Das Besondere daran: Wie die Frauenkirche ist die Trinitatiskirche in Dresden-Johannstadt am 13. Februar 1945 ausgebombt worden. Nur Turm und Außenwände stehen noch. „Somit hängen meine Arbeiten unter freiem Himmel", sagt Kilies. Der Pleißaer ist der einzige Künstler, dem nicht wiederverwendbarer Sandstein aus der Ruine zur weiteren künstlerischen Bearbeitung kostenlos überlassen wurde. „Und man kann es kaum glauben: Ich war auch der einzige, der sich dafür interessiert hat", meint er verschmitzt. Noch heute ist Kilies dankbar, dass Eberhard Burger, Sprecher der Stiftung Frauenkirche und Baudirektor, ihn unterstützt hat. Und er freut sich schon auf die feierliche Weihe der Frauenkirche am 30. Oktober, zu er eingeladen ist. „Das war mal eine Fensterrippe",zeigt der Künstler auf ein symmetrisch gehaltenes Bild. „Wenn ich solche Profile aufsäge und die Teilstücke anordne, entstehen Kreuze, Sterne und andere Muster." Und weil die Sandsteine eine Außenseite mit einer fast schwarzen Patina und nahezu unveränderte Innenseiten haben, ergibt sich immer ein wirkungsvoller Kontrast. Der Zahn der Zeit nagt eben auch an Steinen. Einige weisen Brandspuren auf, zeugen von der Zerstörung des barocken Bauwerkes. Und so spiegelt sich das Werden und Vergehen in den Arbeiten wieder.
Kilies wagt sonst eher unübliche Kompositionen, verbindet beispielsweise Fragmente mit Bohrkernen und altem Mörtel aus den Fugen. Selbst die Messingschilder, denen in der Phase des Wiederaufbaus jeweils eines der über 8500 erhalten gebliebenen Teile der Frauenkirche zugeordnet wurde, fanden Verwendung. Ungewöhnlich auch die Kiliesschen „Geläute": Eiserne Ringankerteile der Frauenkirchen-Kuppe schweben über dem Betrachter.
Seit fünf Jahren Beschäftigung mit Thema Stein
Viele Steine pflastern den Lebensweg von Reinhard P. Kilies. Er hat Kunstgeschichte, Kunsterziehung und Romanistik studiert und ist seit 1972 als freiberuflicher Maler und Grafiker tätig. Und der Pleißaer Künstler, der sich zu DDR-Zeiten ein Zubrot als Dolmetscher und Reiseleiter verdiente, hat seinen eigenen Weg gefunden. Einen steinigen
Weg im wahrsten Sinne des Wortes. Seit fünf Jahren setzt sich Kilies mit dem Thema Stein auseinander. Damals entstand sein erstes Werk aus Chemnitzer Porphyr. Weitere folgten. Und jetzt ist Kilies „steinreich": Stattliche Berge lagern auf seinem Grundstück, warten darauf, verarbeitet zu werden.
Informationen
Am Sonntag von 13 bis 17 Uhr findet im Kiliesschen Atelier in Pleißa, Zum Kapellenberg 15, ein Tag der offenen Tür statt. jeder Besucher bekommt einen originalen Stein von der Frauenkirche.
Die Ausstellung „Steine der Frauenkirche zu Dresden" in der Trinitatiskirchruine der Landeshauptstadt läuft vom 24. Oktober bis zum 20. Dezember. Geöffnet ist montags bis samstags von 10 bis 16 Uhr.
Quelle : „Freie Presse" vom 15./16. Oktober 2005
Steinmosaike der Frauenkirche
Bilder
 
Kapelle der etwas anderen Art
Pleißaer Reinhard P. Kilies hat sein jüngstes Werk Franz von Assisi gewidmet
Der Pleißaer Steinkünstler Reinhard Peter Kilies ist immer für eine Überraschung gut. Jetzt hat er aus Reststeinen der Dresdner Frauenkirche in Pleißa eine Kapelle errichtet. Das Kunstwerk ist Franz von Assisi gewidmet.
Von Heike Hubricht
Pleißa.
Große Steinhaufen türmten sich bis­her auf dem Kiliesschen Grundstück in Pleißa. Dabei handelte es sich nicht um irgendwelche Steine, sondern vielmehr um Gemäuer-Reste der al­ten Dresdner Frauenkirche. Aus die­sen hat Reinhard Peter Kilies, Stein­künstler aus Pleißa, eigenwillige und originelle Kunstwerke geschaffen: Mosaike und Bilder. Jetzt hat der 59-Jährige aus einem Teil der verblie­benen Sandsteine in der Nähe des Pleißaer Kapellenberges noch eine Kapelle gestaltet - und anlässlich des Welttiertages eingeweiht.
Sein neuestes, halbkreisförmiges Werk ist ungefähr drei Metern hoch und hat einen Durchmesser von sechs Meter. „Gewidmet ist die Ka­pelle Franz von Assisi, dem Schutz­heiligen aller Tiere", erläutert Rein­hard P. Kilies. Und er erinnert da­ran, „dass im Krieg ja nicht nur Menschen, sondern auch Tiere ums Leben kommen." Kilies liebt die Na­tur, verbringt fast jede freie Minute im Freien und beobachtet das Wachsen und Gedeihen.
Schon vor fünf Jahren hatte er geplant, eine Franz-von-Assisi-Kapelle zu stiften. „Pünktlich zu ihrem ersten Geburtstag hat die Frauenkir­che nun ihr erstes Kind bekom­men", meint Kilies augenzwin­kernd. Die von ihm verwendeten Steine aus dem Trümmerberg der Frauenkirche waren beim Wieder­aufbau des Dresdner Gotteshauses übrig geblieben. Und der Pleißaer ist der einzige Künstler, dem nicht wiederverwendbarer Sandstein aus der Ruine zur weiteren künstleri­schen Bearbeitung überlassen wur­de. „Man kann es kaum glauben: Ich war auch der einzige, der sich dafür interessiert hat", meint er ver­schmitzt.
Seit sechs fahren setzt sich Kilies mit dem Thema Stein auseinander. Damals entstand sein erstes Werk aus Chemnitzer Porphyr. Wer das Kiliessche Archiv Chemnitzer Stei­ne besucht, kann nun auch die Ka­pelle betrachten. „Die offizielle Weihe ist für das nächstes Jahr ge­plant", so Kilies.
Quelle: „Freie Presse" vom 10. 10. 2006
R.P. Kilies und seine Kapelle
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Künstler überlässt Klinik einen Stern
Kilies gibt Diakoniekrankenhaus Dauerleihgabe
Der Pleißaer Steinkünstler Rein­hard Peter Kilies ist für seine au­ßergewöhnlichen Ideen be­kannt. So hat er aus Reststeinen der Dresdner Frauenkirche in Pleißa eine Kapelle errichtet. Das Kunstwerk ist Franz von Assisi gewidmet. Jetzt hat er wieder etwas Neues vor.
VON HEIKE HUBRICHT
Pleißa/Hartmannsdorf. Es ist ein Stern der ganz besonderen Art - die Patienten, Besucher und Mitarbeiter des Diakoniekrankenhauses Hart­mannsdorf können ihn ab morgen betrachten. Denn das Werk des Pleißaer Steinkünstlers Reinhard Peter Kilies hängt dann in der Ro­tunde im ersten Stock - als Dauer­leihgabe. Entstanden ist der 120 Ki­logramm schwere Stern aus Gemäu­erresten der alten Dresdner Frauen­kirche. Morgen ab 15.30 Uhr soll das 1,40 mal 1,40 Meter große Stein-Bild feierlich eingeweiht werden.
Noch heute muss Kilies schmun­zeln, wenn er erzählt, wie es zu der Leihgabe kam. „Ich hatte Gallensteine, die mir Ende März bei einer Ope­ration im Hartmannsdorfer Kran­kenhaus entfernt worden sind", er­zählt der 6o-jährige. „Ich war sehr zufrieden mit den Ärzten, Schwes­tern und Zivildienstleistenden." Deshalb habe er überlegt, wie er sich bedanken könnte. Natürlich mit Steinen! Und da fiel ihm sein Stern ein, den er aus Kuppelring­steinen sowie halbierten Bohrker­nen der Dresdner Frauenkirche zu­sammengesetzt hatte.
Der Zwillingsstern des Kranken­haus-Sternes hängt am Turm der Trinitatiskirchruine Dresden-Jo­hannstadt, die seit dem Wiederauf­bau der Frauenkirche das Denkmal für die Zerstörung Dresdens ist. Hier hatte Kilies vor zwei Jahren seine aus den Steinen der Frauenkirche entstandenen Mosaike und Bilder ausgestellt. Rund 2000 Besucher be­staunten seine eigenwilligen und originellen Kunstwerke. Seitdem stehen Arbeiten von Kilies in der Schweiz, Frankreich, England, Polen und den USA.
Die von ihm verwendeten Sand­steine aus dem Trümmerberg der Frauenkirche konnten beim Wiederaufbau des Dresdner Gotteshau­ses nicht verwendet werden. Und der Pleißaer ist der einzige Künstler, dem nicht wiederverwendbarer Sandstein aus der Ruine für seine Arbeit überlassen wurde. „Wir freu­en uns sehr über dieses Unikat", freute sich gestern Stephan Lazarides, Geschäftsführer der Diakomed gGmbH. „Wir haben ein Stück von der Dresdner Frauenkirche in Hart­mannsdorf - das ist doch was."
Für den 9. September kündigt Reinhard P. Kilies einen weiteren Höhepunkt an: Am Tag des offenen sakralen Denkmals soll die Kapelle geweiht werden, die er aus einem Teil der verbliebenen Sandsteine in der Nähe des Kapellenberges am Ra­bensteiner Wald gebaut. Diese hat er Franz von Assisi gewidmet, dem Schutzheiligen aller Tiere und der Umweltschützer.
Seit sieben Jahren setzt sich Ki­lies mit dem Thema Stein auseinan­der. Damals entstand sein erstes Werk aus Chemnitzer Porphyr.
Quelle: „Freie Presse" vom 22.05.2007
Der Künstler und sein Stern
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