Eine Kapelle aus Steinen der Frauenkirche
Der Pleißaer Steinkiinstler Reinhard Peter Kilies hat sein Kunstwerk Franz von Assisi gewidmet - Weihe erfolgt am 9. September
VON HEIKE HUBRICHT
Pleißa. Der eher an einen Park erin­nernde Garten von Reinhard Peter Kilies könnte einmal ein Ort wer­den, den sowohl Tier- als auch Kunstfreunde aufsuchen. Denn der Pleißaer Steinkünstler hat inmitten von Grün ein unverwechselbares Werk geschaffen: eine Franz-von-Assisi-Kapelle. Am 9. September soll sie zum Tag des offenen sakra­len Denkmals geweiht werden. Franz von Assisi (1181-1253) ist der Schutzheilige aller Tiere.
Papst Jo­hannes Paul II. ernannte ihn zum Patron des Umweltschutzes.

Reinhard P. Kilies deutet auf die halbkreisförmige, ungefähr drei Me­ter hohe Wand: „Das ist mein Hauptwerk", sagt der 6o-Jährige. „Lange Zeit habe ich über den Bau der Kapelle nachgedacht - jetzt ist sie fertig." Scheinbar ungeordnet hat er verschiedene Steine aufeinan­der getürmt. Doch es sind nicht ir­gendwelche Steine, sondern Ge­mäuerreste der alten Dresdner Frau­enkirche, die beim Wiederaufbau des Wahrzeichens der Landeshaupt­stadt nicht verwendet wurden. Bau­direktor Eberhard Burger von der Stiftung Frauenkirche hatte sie ihm zur Verfügung gestellt.
Einige Sandsteine zerschnitt Ki­lies, kreierte Kunstwerke: Mosaike und Bilder. „Aber viele waren zu schön bearbeitet, um sie zu verän­dern, oder zu groß, um sie bearbei­ten." Aus diesen Steinen entstand die Franz-von-Assisi-Kapelle. Viele wuchtete Kilies allein übereinan­der. „Für die großen Brocken brauchte ich einen Minibagger und helfende Hände." Als Altar dient das eine Tonne schwere Unterteil einer Rauchvase von einem Giebel der Frauenkirche. In den Nischen und auf der Mauerkrone fanden steiner­ne Kleinode ihren Platz. Zu jedem von ihnen kann Kilies, der früher als Reiseleiter und Dolmetscher ge­arbeitet hat, eine Geschichte erzäh­len. So von einem vielleicht 35 Kilo­gramm schweren, rötlich schim­mernden Stein mit einem eingemeißelten „T": Dieser Stein stammt aus der alten Basilika San Francesco in der italienischen Stadt Assisi. Kilies erzählt, wie ihm die Franzisikanerbrüder vom Kloster Hülfensberg im Eichfeld geholfen haben. Ebenso wie die Kirchenverwaltung und Antonio Lunghi, der Architekt der Ba­silika in Assisi (die nach einem Erd­beben wieder aufgebaut worden ist), trugen sie dazu bei, dass der Stein den Weg von Italien nach Sachsen antrat. Das „T" hat Kilies eingemeißelt. Dieses Zeichen des Segens und des Friedens zeichnete einst der Heilige Franziskus auf Häuser, Mauern und Kapellen. „Die Kapelle soll an sein Wirken
erinnern", so Kilies. Es sei ein Ort der Besinnung: „Menschen, Tiere, Pflanzen und die Umwelt sind ge­meinsam Kinder der Schöpfung, für die der Mensch eine besondere Ver­antwortung trägt und die es in Frie­den und Gerechtigkeit zu bewahren gilt." Zudem sieht der Pleißaer Künstler sein Werk als „Ort für die Trauer von Menschen, die ein Tier verloren haben."
Kilies, der selbst vier Katzen und unzählige Wildenten hat, liebt die Natur, verbringt fast jede freie Mi­nute im Freien. Er weiß aus eigener Erfahrung, wie schmerzlich es ist, sein Haustier zu verlieren. Erst vor zwei Wochen hat er seinen „Stromer" begraben. Der Kater war vier Jahre lang sein Gast gewesen. „Ich durfte ihn als einziger streicheln", so Kilies.
FRANZ-VON ASSISI-KAPELLE
Die Kapelle in Pleißa, Zum Kapellenberg 15, soll am 9. September, 14 Uhr geweiht werden. Als Gäste haben sich Limbachs OB Hans-Christian Rickauer (CDU), Kir­chenvertreter und ein Franziskanerpater angekündigt. Die Kapelle ist von April bis Dezember an jedem ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Interes­sierte können auch die Kiliessche Galerie besuchen. Eine Veranstaltung ist zum Welttierschutztag am 4. Oktober, dem Na­menstag Franz von Assisis, geplant.
Franz von Assisi
Franziskus oder auch Franz von Assisi, eigentlich Giovanni Battista Bernardone, wurde 1181/1182 im italienischen Assi­si geboren. Er versuchte streng nach dem Vorbild des Jesus von Nazaret zu leben. Franziskus gründete den Orden der Minde­ren Brüder. Er ist ein Heiliger der römisch-katholischen Kirche. Franz von Assisi starb am 3. Ok­tober 1226 an der Portiuncula-Kapelle unterhalb von Assisi.
Quelle : „Freie Presse" vom 1./2. 09. 2007
Kapelle aus Steinen der Frauenkirche wird geweiht
Ein ganz besonderes Bauwerk wird am 9. September, dem „Tag des offenen Denkmals" geweiht: Die Franz-von-Assisi-Kapelle auf dem Grundstück des Pleißaer Malers, Grafikers und Bildhauers Reinhard P. Kilies. Er hat diese aus alten, nicht mehr für den Wiederaufbau zu verwendenden, Steinen der Frauenkirche Dresden gebaut. Die Idee für den Bau hatte er schon lange, aber so richtig konkret wurde es erst im vergangenen Jahr, als er alle Steine, die auf seinem Grund­stück lagen, sortiert und vermessen hat. „Besonders die großen Steine der Kirche waren zu schade, um sie zu zerschneiden oder zu verarbeiten", erinnert er sich. Deshalb begann er wenig später mit den akribischen Planungen. Fast alle Arbeiten machte er selbst, nur für das Fundament und das Hinaufheben der großen Steine holte er sich Hilfe. Für ihn ist die Kapelle „ein überkonfessioneller Ort der Besinnung darauf, dass Menschen, Tiere und Pflanzen gemeinsam Kinder Schöpfung sind, die es in Frieden und Gerechtigkeit zu bewahren gilt". Die drei Meter hohe, halbkreisförmige Mauer be­steht aus den verschiedensten Steinen: Einige sind mit Inschriften oder Steinmetzzeichen sowie Marken der Archäologen versehen, andere bestechen durch ihre besondere Farbigkeit. Reinhard P. Kilies verwendete aber auch ganz besonders geformte Steine, wie Teile der Rauchvasen oder ein von der Feuersbrunst rot verfärbtes Teil eines Hauptpfeilers. Das I-Tüpfelchen, ein Stein von der Wirkungsstätte Franz von Assisis in Italien, wird dann erst bei der Weihe der Kapelle eingesetzt. Zur Wirkung des gesamten steinernen Kunstwerks trägt auch der weitläufige Garten mit dem der Kapelle direkt gegenüberliegenden großen Ententeich bei. Abgerundet wird alles durch die beiden Geläute links und rechts der Kapelle, die aus Steinen und stählernen Ringankern der Kuppel bestehen. Reinhard P. Kilies, der viele Jahre als Dolmetscher und Stadtführer tausende Italiener an dem Trümmerberg der Frauenkirche in Dresden vorbei­führte, ist seit 1972 als freischaffender Künstler tätig. Seine Liebe zu den Steinen der Frauenkirche ist bis heute ungebrochen. „Als Dolmetscher vermittelte ich zwischen den Menschen. Heute lasse ich Steine sprechen", sagt er von sich selbst.
Zur feierlichen Weihe der Kapelle lädt der Pleißaer Künstler um 14 Uhr auf sein Grundstück Zum Kapellenberg 15 (in Richtung Tann­mühle, Einfahrt direkt nach dem kleinen Wasserwerk). Natürlich kann an dem Tag auch sein Atelier mit den vielfältigsten Arbeiten aus Stein besichtigt werden und jeder Besucher erhält zur Erinnerung einen Stein der Frauenkirche. Mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen will der Künstler seine Gäste außerdem verwöhnen.
Quelle: „Stadtspiegel" vom 30. 08. 2007
 
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Franz-von-Assisi-Kapelle geweiht -
Viel zu sehen am „Tag des offenen Denkmals"
Riesen-Andrang herrschte am 9. September im sonst so idyllischen Grundstück des Pleißaer Künstlers Reinhard P. Kilies. Seine fast ausschließlich aus besonderen Steinen der Frauenkirche erbaute „Franz-von-Assisi-Kapelle" wurde feierlich geweiht. Reinhard P. Kilies freute sich sichtlich über das große Interesse an seiner Arbeit. „Ich denke, dass ich Ihnen im Namen der Bürger der gesamten Stadt ganz herzlich gratulieren und gleichzeitig Dankeschön sagen kann, dass Sie dieses Werk hier in Pleißa errichtet haben", betonte Ober­bürgermeister Dr. Hans-Christian Rickauer in seiner Ansprache. „Es ist ein künstlerischer und zutiefst menschlicher Beitrag, durch den wir daran erinnert werden, die Achtung vor der Schöpfung zu bewahren", so das Stadtoberhaupt weiter. Für ihn sei die Kapelle ein Ort der Stille, des Innehaltens und Nachdenkens mitten im Leben. Dies sei ganz im Sinne von Franz von Assisi, der erkannt und unter anderem mit seinem Sonnengesang gepredigt hatte, dass die Erde uns nur gegeben sei, um sie zu bewahren und weiterzugeben. Aus diesem Grunde freute sich der Oberbürgermeister, die herzlichen Grüße aus Italien - der Wirkungsstätte Franz von Assisis - an den Pleißaer Künstler übermitteln zu können. Nach bewegenden Worten des Pleißaer Pfarrers Stefan Müller, kam Bruder Bernhold Gebke vom Franziskanerkloster Hülfenberg zu Wort. Er sprach über Franz von Assisi, der von der evangelischen genauso wie von der katholi­schen Kirche verehrt wird, aber auch vor Moslems gepredigt hatte. Er segnete anschließend den Stein aus dem italienischen Kloster in Assisi, der an seinen Platz in der Kapelle gesetzt wurde. Für einen passenden musikalischen Rahmen sorgte der Chor der Grundschule Pleißa. Mit einem Rundgang durch das Atelier des Künstlers sowie Kaffee und Kuchen im Garten klang der Nachmittag für die zahl­reichen Gäste aus. Die Kapelle ist jeden ersten Sonntag im Monat für alle geöffnet.
An diesem „Tag des offenen Denkmals" hatte auch die „Hammer­schmiede" in der Siedlung Am Schützteich in Pleißa, die Gaststätte Stadt Wien mit der 20er-Jahre-Einrichtung, das historische Sägewerk an der Mulde in Wolkenburg, das Bauernmuseum Dürrengerbisdorf sowie zahlreiche Kirchen
der Stadt geöffnet.
Quelle: „Stadtspiegel" vom 27. 09. 2007
 
Braune Brühe beunruhigt Pleißaer
Recyclingmaterial verändert den Bach - Verunreinigtes Wasser wird abgepumpt
Von Jürgen Sorge

Pleißa. Der Pleißaer Reinhard P. Killies sorgt sich um seine Fische und Enten, die in dem Teich auf seinem Grundstück an der Straße Zum Kapellenberg leben. Denn in der vergangenen Woche beunruhigte ihn die bräunliche Fär­bung des Baches, der den Teich mit Wasser speist. Er entspringt nahe der derzeitigen Baustelle der Auto­bahn A 4 und fließt durch den Wald hinter Killies' Anwesen auf dessen Grundstück und dort in den Pleißenbach.
„Außer der Färbung war das Wasser zudem sehr basisch und schmeckte eigenartig", stellte der Pleißaer fest. „In solchen Laugen­wasser werden sich die Fische die Kiemen verätzen und sterben", be­fürchtete Killies. Bei einer Kontrolle von Mitarbeitern der Wasserbehör­de des Landkreises stellten sich die­se Befürchtungen als unbegründet heraus. Messungen an der Quelle des kleinen Waldbaches, in seinem Verlauf sowie auf Killies' Grund­stück ergaben, dass das Wasser nicht basisch angereichert und auch nicht anderweitig belastet ist.
Ursache für die offensichtlich nur zeitweilig auftretenden Belas­tungen war das in der Nähe der Au­tobahn abgelagerte Recyclingmate­rial. Dabei handelt es sich um Be­ton, der in dem alten Belag der Au­tobahn verbaut worden war. Er wird jetzt recycelt und als Unterbau für die neuen Fahrbahnen der Auto­bahn wiederverwendet.
Während der starken Regenfälle in den vergangenen Wochen wurde das Regenwasser, das mit dem Beton in Berührung kam, offensichtlich basisch angereichert. Durch diese Veränderung hat das Wasser in der benachbarten sumpfigen Wiese auch die braune Farbe angenom­men. Laut Ralf-Peter Regner, der für die Bauüberwachung in dem Auto­bahnabschnitt zuständig ist, wurde am Montagmorgen um den Lager­platz ein Graben mit einem Auffangbecken ausgehoben. Von dort werde das Regenwasser abgepumpt, sodass es nicht mehr auf die be­nachbarte Wiese gelangen könne. Damit hoffe er, in den kommenden sechs Wochen derartige Zwischen­fälle auszuschließen. Dann sei der abgelagerte Beton in die neue Fahr­bahn eingebaut.
„Montagnachmittag war das Wasser des Baches wieder klar", sag­te Killies gestern. Und der Pleißaer fügte hinzu: „Wenn es so bleibt wie jetzt, bin ich zufrieden."
Quelle: „Freie Presse" vom 117.06.2009
Kein Bier-Wasser
 
Künstler sucht neue Heimat für seine Porphyr-Sammlung

Die Welt von Reinhard P. Kilies in Pleißa ist voller Steine. Die schöns­ten will er nach der Aufgabe seiner Galerie nun loswerden. Doch kei­ner will sie bisher haben.
-Von Marianne Schultz-
PLEISSA - Es ist ruhiger geworden im Hause Kilies. Die Schulklassen, die sich früher im Atelier über den Heimatstein Porphyrtuff informier­ten, kommen nicht mehr. Der Künstler ist im Ruhestand, die Gale­rie aufgelöst. Eigentlich möchte er nun loswerden, was er über viele Jahre aufgebaut hat. Möglichst ge­schlossen soll sie bleiben, die Samm­lung, die heute die Atelierräume füllt.
Die Färb- und Zeichnungsvielfalt des Hilbersdorfer Porphyrs hat Rein­hard P. Kilies in den Bann geschla­gen. Eine beeindruckende Samm­lung mit etwa 1000 Gesteinsplatten ist im Laufe der Jahre entstanden, von der keine der anderen gleicht. Über 200 Schubkästen bergen die Schönheit der Altsteine aus Chemnitz, dem Chemnitzer Umland, aus Burgstädt.
Steinbrüche im alten Chemnitz
Es sei gar nicht einfach herauszufin­den, von welchem Fundort ein ge­streifter oder gewölkter Stein kommt. Auch Geologen seien da uneins, sagt Kilies. Richtig ist aber, dass rot-weißer Porphyr mit großen Strukturen in den Steinbrüchen auf dem Stadtgebiet des heutigen Chemnitz geborgen und beispiels­weise beim Bau des Roten Turms En­de des 12. Jahrhunderts verwandt wurde. Solche Steinbrüche, habe es im Gebiet der heutigen Neefestraße gegeben. Auch dies: Reiche Bauher­ren hätten einst ihre Häuser mit Steinen aus einem einzigen Stein­bruch gebaut, diese Steine wiesen ein einheitliches Muster auf.
Uwe Fiedler, Museumsleiter des . Schloßbergmuseums, kennt die Sammlung und zeigt sich beein­druckt „Es ist eine erhaltenswerte Sammlung und wichtig, dass es sie gibt." Vielleicht ein Angebot an ein geologisch arbeitendes Haus? Er sieht im Schloßbergmuseum Chem­nitz derzeit allerdings kaum Kapazi­täten dafür, befürwortet aber eine fachliche Aufbereitung.
Bis es soweit ist und ein passen­der Rahmen gefunden wird, bleibt Kilies die Freude an der Vielfalt, die ihn über 15 Jahre in Bann geschla­gen hat- „Alles begann aus reinem Zufall", erzählt er. Sein Bauernhaus aus Glimmerschiefer musste damals repariert werden. Er fragte bei einem Hausabriss nach „Ein paar Tage spä­ter lag das halbe Haus vor meiner Tür, 20 Kubikmeter Steine", erinner­te sich Kilies an damals zurück.
Aus Hobby wurde Beruf
Dadurch wandelte sich sein Leben. Die Steine schlugen ihn in ihren Bann. Er begann den Stein zu erfor­schen und gestalterisch zu verwen­den. Aus dem Hobby wurde Beruf, der Romanist mit Forschungs­schwerpunkt Italianistik und frühe­re Übersetzer entwickelte aus der Leidenschaft neues Wissen: Steine füllen bis heute das Anwesen, Stei­ne, wohin das Auge schaut. Zuerst hat Kilies die Steine aus alten Abriss­häusern beispielsweise vom Stand-
ort Chemnitzer Mittelstandsmeile, aber auch von der Frankenberger Straße in Chemnitz geborgen, ganze; Wagenladungen voll. Später hat er ihr Inneres erkundet. Der Kauf einer Steinsäge verschaffte ihm die Be­kanntschaft von Bildhauern und führte ihn schließlich zu den Pionie­ren des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche.
Initial Frauenkirche
Eberhard Burger, Baudirektor der Stiftung Frauenkirche, stellte Kilies nicht mehr verwendbare alte Steine der Dresdner Frauenkirche aus säch­sischem Elbsandstein zur Verfü­gung. Darunter waren auch Steine aus dem gotischen Vorgängerbau der Frauenkirche. Bald darauf warb Kilies mit seinen Bildwerken für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche, aber auch den Wie­deraufbau der Chemnitzer Jakobikirche. Das Geläut besteht aus schmiede­eisernen Ringankern, die einst die Kuppel der Dresdner Frauenkirche zusammenhielten. Kilies entdeckte, dass diese alten Eisen, nunmehr frei hängend, einen wundervollen Klang hatten, wenn man sie schlägt. Als Symbol für Zerstörung und Wie­deraufbau stand die Installation am 13. Februar 2003 vor der Frauenkir­che Dresden und läutete die Ge­denkfeier anlässlich der Zerstörung Dresdens ein. Im März 2005 und 2006 erinnerte sein Geläut in Chem­nitz an die Zerstörung der Stadt. Die Idylle von Pleißa mit ihren steiner­nen Zeitzeugen will nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Steine eine lange, oft tausendjährige Ge­schichte haben.
Von Limbacher Mosaik bis zu Friedhofs-Denkmai in Chemnitz
Reinhard P. Kilies wurde 1947 in Limbach geboren, seine Mutter war mit zwei Kindern aus dem ostpreußi­schen Tilsit nach Sachsen geflüchtet. In der DDR arbeitete er als Maler, Grafiker und Fachübersetzer für Itali­enisch. Als Dolmetscher hatte er un­zählige Kontakte zu Menschen aller politischen Richtungen. Wesentlich für den Künstler ist die tagtägliche Begegnung mit der Natur, mit Pflan­zen und Tieren im heimatlichen Plei­ßa. Im letzten Winter landeten bis zu 200 Stockenten auf Nahrungssuche auf seinem Grundstück. Nach dem harten Winter sind 58 Küken ge­schlüpft, im Vorjahr waren es 88.
Nach der Wende öffnete sich Kilies die Welt der Steine. Er begann, die Vielfalt des Hilbersdorfer Porphyrs zu erforschen. Mit dem Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche kam der sächsische Elbsandstein hinzu. Bild­werke von Kilies finden sich heute im öffentlichen Raum. Seine Überzeu­gung: „Steine haben visionäre Kraft."
Zu seinen Werken gehört das Limbacher Mosaik, das seinen Platz 2003 in der Stadthalle in Limbach-Oberfrohna gefunden hat. „Verlorene Chemnitzer Steine für verlorene Chemnitzer Kin­der" (2005) ist ein Denkmal auf dem Städtischen Friedhof Chemnitz. (mes)
Quelle: „Freie Presse" vom 17.09.2013
R. P. Kilies 2013
Künstler entsetzt und enttäuscht: Kirche entsorgt drei Kreuze
Die Eisen haben einst die Kuppel der Dresdner Frauenkirche zusammengehalten. In Chemnitz wurden sie zum Jubiläum der Stadtkirche aufgestellt. Aber jetzt sind sie verschwunden - auch zum Ärger der neuen Pfarrerin.
VON MANDY FISCHER
Reinhard Kilies hat per Zufall erfahren, dass seine drei Eisenkreuze, die zehn Jahre an der Stadt- und Marktkirche Chemnitz standen, entsorgt wurden - ohne mit ihm vorher zu reden. Der Künstler aus Pleißa hatte sie der Kirche zwar zur Verfügung gestellt, aber ihr nicht geschenkt, sagt er. Es heißt, sie standen nicht mehr sicher, waren öfter umgefallen, Opfer von Vandalismus und eine Gefahr für Passanten geworden. Deshalb hat wohl ein Kirchen-Mitarbeiter entschieden, die mehr als zwei Meter hohen Kreuze abbauen und entsorgen zu lassen. So wurde es Kilies am Telefon mitgeteilt, als er nach dem Verbleib gefragt hatte. Aus seiner Enttäuschung macht er keinen Hehl. Es ist zum einen der menschliche Umgang, der ihn ratlos zurücklässt, aber auch die Nichtachtung der Kunst, die ihn empört.
Die Kreuze seien Zeugnis von Aufbau, Zerstörung und Mahnung gewesen. In ihrem Ursprung waren die Eisen keine Stangen, sondern Ringe. Insgesamt fünf hatten seit dem 18. Jahrhundert das schwere Gestein der Kuppel der Dresdener Frauenkirche zusammengehalten. Sie funktionierten wie ein Gürtel. Nach dem Einsturz der Kirche im Februar 1945 blieben in den Trümmern auch die Eisen rund fünf Jahrzehnte liegen. "Sie waren wie jeder Stein der Frauenkirche schon archiviert und mit einer Messingplakette versehen", erklärte Kilies. Über einen Bekannten habe er zufällig die Eisenstangen überlassen bekommen. "Extra für Chemnitz hab ich die sechs Zentner schweren Teile aus Dresden geholt", so Kilies. Weil an den Enden noch die Anker erhalten waren, sahen sie aus wie Kreuze, so der Bildhauer, der auch die Sockel montierte, "original Steinquader der Frauenkirche", versichert der Pleißaer. Anlässlich der Feiern zum 750-jährigen Bestehen der Stadtkirche St. Jakobi wurden die Kreuze zunächst im, später vor dem Chemnitzer Gotteshaus aufgestellt. "Sie sollten auch an die Zerstörung der Stadt am 5. März 1945 erinnern", so Kilies.
Dass sie jetzt weg sind, bedauert auch Dorothee Lücke. Die Pfarrerin ist erst seit Mitte März im Amt. Die Kreuz-Entscheidung wurde bereits im Herbst getroffen, als es keinen Pfarrer in St.Jakobi gab, sagt sie. Dabei habe der Mitarbeiter aus Vorsicht heraus agiert. "Er hatte Bedenken, dass Passanten etwas passiert. Er wollte dem Künstler nicht schaden", ist sich Lücke sicher. Trotzdem, so die Pfarrerin, hätte der Bildhauer gefragt werden müssen, die Teile waren schließlich sein Eigentum. Lücke: "Ich bedaure, dass es zu dem Missverständnis kam und die Kreuze entfernt wurden. Alles sehr unglücklich." Einen schriftlichen Vertrag zur Überlassung gibt es nicht. Kilies: "Ich dachte, es ist die Kirche. Ich hatte Vertrauen und ging nicht davon aus, dass einer die Kunst einfach wegschafft.".
Lücke entschuldigte sich gestern bei ihm via Telefon und will ihn in den nächsten Tagen in Pleißa besuchen. Wohl auch, um über das Triptychon zu reden, drei ebenfalls von Kilies geschaffene Steinplatten, die seit dem 750-jährigen Bestehen an dem Gotteshaus stehen. Fast hätte der Kirchen-Mitarbeiter, der sich gegenüber der "Freien Presse" nicht äußern will, auch über das Triptychon entschieden. Dessen Standsicherheit sei ebenso nicht mehr gegeben, was beim Ausschneiden des Efeus an der Wand dahinter bemerkt worden sei. Die Pfarrerin will sich dafür einsetzen, dass das Triptychon weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich bleibt, ob an der Kirche oder einem anderen Ort in der Innenstadt, sagt sie. Das hätte sie sich auch für die Eisenkreuze vorstellen können.
Quelle: "Freie Presse" vom 29.04.2014 / Foto: Andreas Seidel
 
Die 3 Kreuze
Warum sich ein Künstler von seiner Sammlung trennen will
Es geht um tonnenweise Steine - ein womöglich einmaliger Schatz.
Doch dieser könnte jetzt zerstört werden.
-VON MICHAEL BRANDENBURG-
PLEIßA - Auf der Straße Zum Kapel­lenberg in Pleißa könnte demnächst mehr Autoverkehr herrschen als ge­wöhnlich. Denn Steinkünstler Rein­hard Kilies, dessen Wohnhaus und Atelier sich dort befinden, hofft auf viele kunstinteressierte Besucher. Der Grund: Kilies will sein Grund­stück verkaufen und sich vorher von allen ihm verbliebenen Kunst­werken und seiner Stein-Sammlung trennen. „Der Kauinteressent möchte das Haus ohne die Steine übernehmen", erklärte der 71-Jährige der „Freien Presse".
Allein für Samstag habe er an die 150 Leute eingeladen, vorwiegend aus Dresden, erzählt Kilies. Denn in der Landeshauptstadt stehe er seit mehreren dort gezeigten Ausstel­lungen und über die Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche, deren Mitglied er war, mit vielen Kunstinteressenten in Kontakt. Dieser „Schlussverkauf", wie Kilies ihn nennt, soll auch am Sonntag fortgesetzt werden. „Alles, was dann noch übrig bleibt, werde ich anschließend Steinmetzen, Res­tauratoren und Landschaftsgestal­tern anbieten", kündigt der Künstler und Sammler an.
Bei den Kunstwerken gehe es um insgesamt fast 100 verschiedene Stü­cke, von denen die kleinsten ein bis zwei und die größten 500 bis 600 Ki­logramm schwer sind. Geschaffen hat sie Kilies zumeist aus Sandstei­nen der 1945 durch Bomben zerstör­ten Dresdner Frauenkirche, die beim Wiederaufbau von 1994 bis 2005 nicht verwendet werden konn­ten, sowie aus Porphyrtuff aus Chemnitz und Umgebung. Die alten Steine der Frauenkirche, darunter auch solche aus deren gotischem Vorgängerbau, hatte der Baudirektor der Stiftung Frauenkirche, Eber­hard Burger, Kilies überlassen. Mit den daraus geschaffenen Werken warb der Pleißaer um Spenden für den Wiederaufbau des Dresdner Wahrzeichens. Darunter sind auch Geläute aus Ringankern der 1945 eingestürzten Kuppel der Frauenkir­che, die schon mehrfach in Dresden und Chemnitz an die Bombardie­rung dieser Städte kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs erinnerten.
Über die eigenen Kunstwerke hinaus umfasst Kilies' Sammlung auch etwa 1000 verschiedene Alt­steine, deren Gesamtgewicht er auf rund 100 Tonnen schätzt Dazu ge­hören nach seinen Angaben fast 700 verschiedene Varianten von Por­phyr, ein Großteil davon aus dem ehemaligen Steinbruch im Zeisig­wald, wo sich das rötliche Gestein aus der Asche des vor 290 Millionen Jahren ausgebrochenen Beuten­berg-Vulkans gebildet hat. Kilies hat die Steine meist aus Abrisshäusern und Baugruben in Chemnitz, Limbach-Oberfrohna, Burgstädt und weiteren Orten des Chemnitzer Umlandes zusammengetragen. Der Lei­ter des Chemnitzer Schloßbergmu­seums, Uwe Fiedler, zeigte sich vor einiger Zeit beeindruckt von dieser Sammlung und befürwortete deren fachliche Aufbereitung. Doch dem Museum fehlten die Kapazitäten da­für, bedauerte er.
Kilies selbst, der studierter Roma­nist mit Forschungsschwerpunkt Italianistik ist, war vor etwa 20 Jah­ren durch Zufall zum Steinliebhaber geworden. Damals musste sein Bauernhaus aus Glimmerschiefer repa­riert werden, und er besorgte sich bei einem Hausabriss die Steine da­für. Daraufhin begann er, alte Steine zu erforschen und künstlerisch zu verwenden.
Doch jetzt will der 71-Jährige in ein neues Lebenskapitel starten -ohne tonnenschweres Gepäck. Er hat vor, in ein südliches Land auszu­wandern, verriet er der „Freien Pres­se", wollte aber das genaue Ziel nicht öffentlich nennen. „Seit ich ein paar Mal irn Urlaub dort war, fühle ich mich um Jahre jünger", erklärte er seine Beweggründe.
Quelle: „Freie Presse" vom 01.08.2018
 
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