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    Ein Rundgang durch Pleißa  

Eine sehr schöne Wanderung bietet ein Rundgang durch das idyllisch am Fuße des Todensteinhöhenzuges gelegene Pleißa. Ein herzhafter Volksmund, wohl aus längst verrauschten Zeiten, wußte einst boshaft zu erzählen: "Wanderer wenn du von Langenberg über Pleißa nach Kändler in übermütiger Weise deine Schritte lenkst und bist unterwegs nicht ausgeplündert oder halb todgeschlagen worden, so knie nieder, bete ein Vaterunser und gelobe feierlich: Ich will`s nicht wieder tun!"
Diese Worte stammen nach mündlicher Überlieferung irgend einer Nachkriegszeit früherer Jahrhunderte, in der Plünderer die hiesige Gegend unsicher machten. Später, besonders in den politisch erregten Jahren nach dem Weltkriege, ist Pleißa ein bezeugt ruhiger Ort gewesen, sicher ein Verdienst seines energischen Oberhauptes.
In der Meißner Jurisdiktionsmatrikel wird Pleißa zum erten Male im Jahre 1340 genannt und zwar als Kirchdorf. Am 13. Dez. 1375 verkauften die Edlen von Waldenburg, denen die reichsunmittelbare Wirtschaft Rabenstein mit Pleißa und einigen anderen Dörfern gehörte, Pleißa mit an das Benediktinerkloster in Chemnitz. Diese Abhängigkeit Pleißas endigte 1540 mit der Einführung der Reformation. 1879 zählte Pleißa 2400 Einwohner und heute über 3200. Sein Gemeinde Parlament ist von 12 Mitgliedern der NSDAP besetzt.
So komm, lieber Heimatpilger, und wandere mit, auf einem Spaziergang durch Pleißa alter Erinnerungen zu pflegen. Pleißa hat seinen Namen als erstes Dorf im Pleißenbachtale von dem auf der Langenberger Waldhöhe entspringenden Pleißenbache erhalten. Der Name selbst stammt von dem sorbischen Plisni, das soviel wie Pfütze, Tümpel, Sumpf bedeutet. So weist die Entstehung des Namens auch auf die vielen Teiche und Sümpfe früherer Zeit im Pleißaer Grund hin.
Beginnen wir nun unseren Rundgang von Kändler her.
Bald stehen wir vor einem hellgeputzten Doppelgut, dem "Lindenhof", wie es vor einem Jahr sein neuer Besitzer taufte. Schauen wir durch das Hoftor, so erfreut uns die Erhaltung alter Bauweise: ein überdachter Laubengang und ein ebenso überdachter Treppenaufgang. Die bezeugt das Pleißa einst genau wie Limbach durch rheinfränkische Siedler gegründet wurde. 30 Güter von je ck. 40 Acker sind damals in gleich schöner Bauweise errichtet worden. Doch haben, wie so oft, die späteren Besitzer aus Ersparnisgründen diese schöne rheinfränkische Bauart nicht erhalten.
Nach einer Wegbiegung grüßt das Gasthaus "Zur Sonne", das jetzt unter dem Pächter, Herrn Otto Zschau, ein neues Aufblühen erlebt. Von Ihm erfahren wir, daß an dieser Stelle früher eine Flachsbreche stand und daß dem späteren Besitzer nur der Bierausschank genehmigt worden war.
Den Hauptverdienst aber brachte der Schnapsumsatz; selbst der Brigadier trank hier gerne sein "Zuckerwasser".
Wir überschreiten nun zum ersten mal den Pleißenbach, der dann weiter durch Kändler, Röhrsdorf, hinüber in die Gegend der Kalkbrüche (Naturtheater) und durch Rottluff, Altendorf in den Chemnitzer Schloßteich fließt. Zur Rechten liegt die "Klausmühle", nach einem anderen vorherigen Besitzer auch Berthelsmühle genannt. Es war dies einst bachabwärts die siebente Mühle Pleißas; heute ist keine einzige mehr in Betrieb.
Bald zweigt rechts die schnurgerade Klausstraße ab, von Spaßvögeln gern als Pleißas "Kaßberg" bezeichnet.
Links am Bache steht die einzige Bleicherei des Ortes, die sich schon in dritter Generation in den Händen der Familie
Löbel befindet.
Hinter der Löbelbleiche steigt der Krämerberg steil in den Himmel empor.
An seinem Fuße sollen früher von Waldenburg her durchziehende Krämer oft ihre Waren zum Verkaufe angeboten haben.
Wir kommen am "Cafe Dietrich" vorrüber. Nach einer weiteren Überquerung des Baches liegt auf gleicher Seite das Gasthaus "Zur Post", den älteren Leuten als "Jochmann-Schmiede" bekannt, genannt nach einem früheren Besitzer, der zugleich Schmied war. Hinter dem Gasthaus wohnt der Klempnermeister Schaarschmidt. In dessen Laden befand sich früher auch ein Lokal mit Bierausschank.
An der nächsten Biegung und Bachüberschreitung zur Linken liegt Nitschens Gut, an dem man noch leicht die frühere "Nitschenmühle", eine Mahl- und Schneidemühle erkennen kann. Von dem hinter dem Gute aufsteigenden Wege nach Grüna sieht man noch den Verlauf des alten Mühlgrabens.
Gleich nach dem Delikateßgeschäft von Emil Schmalfuß zweigt rechts die alte "Waldenburger Straße" ab, die einst hinter der Kirche zwischen den Feldern nach Meinsdorf weiterführte.
Nun richtet sich der Blick auf das 1925/26 erbaute schöne Rathaus. Das übernächste Grundstück rechter Hand, die Sprangersche Bäckerei, läßt heute schwerlich eine weitere Mühle, ebenfalls eine Schneide- und Mahlmühle, die "Oehmemühle" erkennen. (Im Jahre 1901 verunglückte der Ehemann der Frau Berta Köhler, derselben Frau, deren töchterliche Familie bei dem Autounglück am 2. Weihnachtsfeiertag v. I. überfahren wurde, beim Riemenauflegen in der Schneidemühle.) Demnach ist die Oehmemühle die letzte, die in Betrieb war. Der Schuppen auf der rechten Seite,
wo Schieferdecker Ackermann seine Schiefer liegen hat, war die Schneidemühle. Es ist nur der obere Dachteil abgenommen worden.

Von der rechten Höhe schaut die 1912 erbaute, bereits schon vierte Schule Pleißas herab. In 10 Klassenzimmern werden gegenwärtig 412 Kinder unterrichtet..
Daneben erhebt sich die alte Kirche, die 1740 geweiht wurde. Sie ist das dritte Gotteshaus, das hier auf dieser Stätte steht. Die beiden früheren Kirchen sind 1513 und 1731 durch Feuer zerstört worden. Schon seit 600 Jahren sind die Bewohner des Ortes auf diese Höhe heraufgestiegen, um ihren Gottesdienst zu halten. Die Kirche zeichnet sich durch eine gute Orgel aus. Im April 1923 wurden drei neue Glocken aufgezogen und im folgenden Mai weihte man das Krieger-Ehrenmal hinter der Kirche an der Staatstraße.
Unterhalb der Kirche steht die alte Kirchschule, in der sich heute die Kantorwohnung befindet. Das war bereits die zweite Ortsschule. Unter Bürgermeister Berthold, dem die Klausmühle gehörte, wurde die erste Schule niedergerissen und diese erbaut.
Bis vor kurzem lag unterhalb der alten Kirchschule die Ruine der zu Kriegsausbruch abgebrannten Brauerei, die schon einige Jahre vor dem Kriege stillgelegt worden war.
Zu dieser gehörte wieder eine Mahlmühle, die "Lehngerichts- oder Richtermühle" mit Bäckerei. Schon 1842 ist das Lehngericht, zu dem früher auch das Rüdiger`sche Gut gehörte, unter Posthalter Stengel als Besitzer teilweise abgebrannt.
Das Lehngericht war früher der Mittelpunkt Pleißas in vielfacher Bedeutung. In dem noch bis 1932 stehenden Wohngebäude mit seinen Bogengewölben wurden in alter Zeit die Gemeinde- und die Gerichtssitzungen abgehalten.
Über den gegenüberliegenden, noch bis in die letzte Zeit stehenden Schuppen lag ein Saal, in dem sich einst die Jugend am Tanz vergnügte. Die Schänkberechtigung lag erst auf dem "Kellerhaus", einem kleinen Gebäude, das sich an der Stelle der heutigen Gaststube vom "Gasthaus zum Goldenen Stern" befand. Die Spezialität der Pleißaer Brauerei war ihr sehr gutes einfaches Bier. Diese wurde in der letzten Brauzeit auch in dem Wohngebäude mit den Bogengewölben geschenkt. Der letzte Lehnrichter lies die Brandruine bis zu seinem Tod 1931 liegen. Die Erben errichteten schließlich von der Brandkasse das neue Doppelwohnhaus.
Gegenüber diesem Neubau hat die Gemeinde vor einigen Jahren ein neues Spritzenhaus mit Unterkunft für die Sanitätskolonne gebaut.
Seit 1879 ist der "Stern" im Besitz der Familie Böttger; heute gehört er deren Erben. 1883 wurde der Saal gebaut. Jetzt ist der Stern an den vielseitig geschickten Herrn Rudolf Kaiser verpachtet.
Am "Stern" steigt der Weg aufwärts zum Forstgut.
Hier befand sich früher eine Oberförsterei, die noch vor 1870 nach Grüna verlegt wurde. In dem Garten des Forstgutes stand bis 1932 ein sehr alter, südländischer Baum mit mächtiger Krone: eine Edelkastanie mit essbaren Früchten. Der strenge Winter 1928/29 hat auch diesen markanten Zeugen alter Zeiten gefällt.
An Scheibe`s "Gasthaus zum Pleißatal" und Bockrodt`s Färberei vorüber gelangen wir bei der Wegbiegung nach Wüstenbrand an das "Gasthaus zum Weißen Roß", das älteste Gasthaus des Ortes, der Sitz der Priv. Schützengesellschaft, Dieser Gasthof, der dreimal abbrannte, war früher eine Mahlmühle (noch früher sogar Spinnerei). Zu ihm gehörte noch ein Gut und eine Bäckerei. Nach dem letzten Brande besaß das "Roß" selbst eine eigene Lichtanlage.
In der gegenüberliegenden Spindlerbäckerei war früher ein Lokal mit Bierausschank, doch ging auch hier der Schnapsverkauf in 1/2-Litergläsern besser. Ebenso befand sich in dem Kirsch`schen Grundstück ein Bierausschank.

 
An der Straße nach Meinsdorf lag früher oberhalb des Schützteiches in dem etwas zurückliegenden Hause (zweimal abgebrannt) die "Rauhmühle". Erst später ist ihr dieser Name zuteil geworden, weil der nächste Besitzer, namens Fritz Rauh, eine Tuch-Rauherei darin eingerichtet hatte.
Wo die Straße nach Meinsdorf rechts abbiegt, liegt die "Tannmühle", ein nettes Restaurant mit Garten, schon zu Meinsdorf gehörend. Die "Tannmühle" war früher eine Mahlmühle. Sie ist abgebrannt und nicht wieder errichtet worden.
Gehen wir nun die Meinsdorfer Straße wieder zurück bis zum "Roß" und dann die Hohnsteiner Straße nach Limbach zu. Nachdem wir Kirche und Schule hinter uns haben, lädt uns links, von hohen Kastanien überragt, das "Schützenhaus" zur Rast ein, früher bekannt als Quingers Gasthaus. In den 90er Jahren verkauften Onkel und Tante Quinger, wie sie allgemein genannt wurden, ihr Retaurant. Der nächste Besitzer, Hermann Weiß, gründete ein Kolonialwarengeschäft (kleine Stube links neben dem Eingang). Der jetzige Inhaber, der unterhaltsame Herr Ernst Steinbach, baute 1928 den Saal an.
Das "Schützenhaus" ist der Sitz der unteren Schützengesellschaft .

Am "Cafe Richter" vorüber gelangen wir in wenigen Minuten nach Limbach zurück mit dem angenehmen Eindruck, eine an alten Erinnerungen reiche, besonders schöne, etwa einstündige Wanderung durch einen recht symphatischen Ort hinter uns zu haben.
Aus: "Heimat-Festschrift" der Heimatzeitung "Limbacher Tageblatt" anläßlich
"50 Jahre Stadt Limbach", 10. - 12. Juni 1933
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